England, 1989

England, 1989

Die Magische Gesellschaft Großbritanniens hat turbulente Jahre hinter sich. 

„Wir werden zu viele!“, stand damals auf den Plakaten der noch jungen Awakening-Bewegung. Es war eine Warnung. Seit Jahrhunderten schon lebt die magische Gemeinschaft in einer kleinen, vor allem aber geheimen Parallelgesellschaft. Verborgen. Souverän. Anders. 

Die Weltbevölkerung aber wächst und mit ihr auch die Zahl der potentiell magiefähigen Menschen. Nur in welcher Gesellschaft sollen all diese Menschen zukünftig leben? Kann die kleine magische Welt diesem Wachstum überhaupt standhalten? Denn je größer eine Parallelgesellschaft, desto unmöglicher ihre Geheimhaltung. Das Aufgeben der Geheimhaltung aber wäre das sichere Ende einer souveränen magischen Welt. 

Die Magische Gesellschaft befindet sich in einen Kampf um Zugehörigkeit und Deutungshoheit, der Ende der 1970er Jahre schließlich zur großen (vorläufigen) Zerreißprobe führt. Ein Jahrzehnt gezeichnet von Radikalisierung, Diskriminierung, Polemik. Vom Unsagbaren, das sagbar wird. Von Übergriffen, Angriffen – vom Terror. Offiziell wird die Awakening-Bewegung 1980 durch die Regierung zerschlagen, die meisten ihrer Anhänger*innen müssen sich vor Gericht verantworten oder flüchten ins sowjetische Exil. Nur ihre Ideen lassen sich nicht so einfach zerreißen. Sie bleiben. Irgendwo. Unter der Oberfläche.

Der Konflikt hat tiefe Gräben hinterlassen. Viele haben Freund*innen und Angehörige verloren, viele haben gelitten, viele gekämpft. Andere müssen noch kämpfen: Um ihren Weg zurück. Ins Leben. In die Gesellschaft. Aus der Sowjetunion.

Die Nachkriegszeit ist geprägt von der unendlichen Sehnsucht nach Aufklärung und später Gerechtigkeit, gleichermaßen aber auch von dem tiefen Wunsch nach Ruhe und Vergessen. Dabei bedeutet „Gerechtigkeit“ nicht selten Vergeltung. Und „Vergessen“ das Vermeiden von Verantwortung und Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle – in Vergangenheit und Gegenwart.

Festnahmen und Awakening-Verfahren gehören bis Mitte der 1980er noch zur Tagesordnung. Nicht wenige Personen stehen immer wieder im Verdacht und vor Gericht. Nicht wenige kommen immer wieder frei. Viele weil sie angeblich nie eine Wahl hatten. Selbst Opfer waren. Der perfekte Nährboden also für Misstrauen und Zweifel. An den eigenen Mitmenschen ebenso wie an Willen und Fähigkeit der Politik zur tatsächlichen Aufklärung der vergangenen Schreckensjahre.

Ausgerechnet jetzt, in einer Zeit, in der die Anschläge wieder zunehmen und es immer mehr Exilant*innen zurück nach Großbritannien zieht – einige legal, andere illegal. Was hat das für Auswirkungen auf die Magische Gesellschaft? Werden die Exilant*innen noch einmal einen Umsturz wagen oder gelingt es, den fragilen Frieden zu wahren?

Und was bedeutet all das für die andere Seite des Eisernen Vorhangs – der großen magischen Barriere, die die Welt in Ost und West trennt? Denn auch der Kalte Krieg spitzt sich immer weiter zu: Radikale Ideen und Umsturzfantasien scheinen dort schon länger auf Zustimmung zu treffen. Nicht ohne politisches Kalkül gewährte die Sowjetunion der Awakening-Bewegung immerhin ab 1980 Exil. Es herrscht Eiszeit zwischen Ost und West. Auch hier geht es um Weltbilder: Politisch, wissenschaftlich, mystisch.

„Viele dunkle Wolken ziehen auf“, das lesen nicht nur die verschrobenen Wahrsager*innen der Akrutats aus ihrem Kaffeesatz. Kommt jetzt die Zeitenwende? Die Welt zumindest ist im Umbruch. Und alles, was war, endet und alles, was längst geendet ist, kommt zurück. „Antworten…“, so steht es seit Jahrhunderten bei den Mystiker*innen geschrieben: „…finden wir immer nur im Glauben.“

Aber im Glauben woran?  

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